IFBB Weltmeisterschaft 2021

November 2021 Santa Susanna – Spanien

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Beginnen wir also mit dem Licht und der unwahrscheinlichen Tatsachen, dass die IFBB in Corona Zeiten eine solche Weltmeisterschaft aus dem Boden zu stampfen in der Lage war.  Selbst ein langgedienter Funktionär wie Ihr Kolumnist hat ein solches Niveau, eine solche Leistungsdichte, eine solch sensationelle Leistungs-Spitze in allen Sparten und Kategorien noch nie erlebt. Von den Jugendklassen bis zu den 60 jährigen Masters Athleten hat man Leistungen gesehen, die ganz und gar nicht zu erwarten waren. Oder hätten sie 16 Teilnehmer in einer Altersklasse über 60 Jahre je erwartet? Selbst bei diesen „Randerscheinungen“ des Bodybuilding kam man aus dem Staunen nicht heraus.

Nun da kommen wir ja gerade recht zu unseren 2 Jugend Teilnehmern. Niko Asparuhov (Wien) unterstrich seine Weltklasse in dieser Bodybuilding Kategorie der Jugend mit einem 4. Platz mit einer konkurrenzlos schönen Posingleistung, die so überraschen kam, dass die Wertungsrichter vergaßen darauf positiv zu reagieren, denn der 4.Platz war wirklich nicht berechtigt.
Diese Kategorie und natürlich die anderen Jugend Kategorien müssen in Zukunft von Ärzten auf die Wirklichkeit der Altersangaben kontrolliert werden. Denn es ist dem Sport nicht förderlich, dass da Athleten am Start sind, die unmöglich nur 20 Jahre alt sein können! Hier ist man in anderen Sportarten schon wesentlich  weiter.

In der hart umkämpften Jugend Klasse der Physiquer hatten wir auch einen Spitzenathleten am Start. Nun es war erst sein zweiter Start und das gleich bei der Weltmeisterschaft. Illusionen sollte sich Florian Schmid (Wien) bei so einer Situation eigentlich keine machen, aber der 4.Platz in einem superstarken Jugendfeld ist ein Versprechen für die Zukunft, nur ob die in der Physique liegt, wagt ihr Kolumnist zu bezweifeln. Er hat immerhin den besten Tschechen und den besten Polen geschlagen.
Zur Medaille fehlten ihm nur 3 Punkte. Riesenfelder an Teilnehmer darf man ja in dieser neuen IFBB Altersklasse nicht erwarten, aber die Qualität schon mit 16 bis 20 Jahren so zu bringen, wie es sich bei der Jugend WM in allen Kategorien  dargestellt hat. Nun junge Leute weiter so. Über Nachwuchs im Bodybuilding und Fitness müssen wir uns keine Sorgen machen.

    

Die Masters Kategorien hat man noch nie in der Geschichte der IFBB in so einem Leistungsstandart gesehen.
Die Bodybuilding Kategorien sahen eine Qualität, einfach unglaublich.
Ach ja und wir hatten einen Masters Athleten, der mithalten konnte, ja sogar das Finale erreichte.
Fabelhafte Linien, gute Muskel Dichte und eine tolle Symmetrie.
Über das was ihm am Abwaage Tag passiert ist, später noch einige Worte, aber die Kondition war natürlich nicht die Beste, was mit längerer Dauer des Wettkampfer leicht deutlich wurde.
Aber ein sensationeller 6. Platz bei 15 Teilnehmern kann sich Adel Huseinovic (OÖ) ins Stammbuch schreiben, denn es war eine fabelhafte Leistung.

    

In den Einzelbewerben startete Nebojsa Gojkovic (Tirol). Seine Vorbereitung gelang ihm ausgezeichnet, nur mit seinen 190cm im Classic Bodybuilding hat er immer mit der Regel Größe/Gewicht zu kämpfen und muss vielleicht zu viel Gewicht verlieren um dann bei der CBB starten zu können.
So schlecht war sein Auftritt eigentlich nicht. Bei 23 Startern Immerhin 13 zu werden ist ja nicht übel.

Am letzten Tag versuchte er sich in der Classic Physique für die er sichtlich nicht ganz vorbereitet war und die Vakum Pose erst im letzte Augenblick gelernt hat. Nun es war ein guter Auftritt und es wird im nächsten Jahr sicher seine Kategorie werden.
Diesmal war seine Platzierung nicht nach seinem Geschmack.

    

Was waren so die High- lights bei den Masters Männer?

Der Pole Tomasz Kornalewski siegte in der BB Klasse 40-44Jahre über 90kg überlegen. Einer der wenigen, die da deutlich siegten bei 23 Teilnehmern! Der absolut beste Masters Athlet war ohne Zweifel Peter Tatarka (Slovakia). Er gewann seine Kategorie bei den Mastern und bei den Männern. Die Masters Overall hatte er auch noch beim Siegen mitgenommen. Nur bei den Männer Classic Physique musste er sich mit dem 2. Platz begnügen und das gegen einen Iraner- natürlich. Viele Kategorien der Männer sahen einen Iranischen Sieger. Aber dort wo sie ausnahmsweise nicht auf dem Siegerplatz zu finden waren, muss man leider sagen, haben sie die Niederlage nicht sehr sportlich aufgenommen. Nun es gibt auch außerhalb des Irans sehr gute Athleten, meine Herren aus Persien/Iran.

Vor allem der Sieger in der bis 100kg Kategorie, sehr ähnlich unseres Andrej Mandic, war ein Slowake Vladimir Holota.
Dieser gewann zum Entsetzen der Iraner dann auch die Overall Kategorie. Die Reaktion war nicht sehr sportlich!
Weil wir gerade bei den schweren BB Kategorien der Männer sind, sei mir ein Vergleich mit dem Jahre 2020  gestattet wo Österreich ja 2 Bodybuilding Weltmeister gestellt hat und die Irani nicht anwesend waren.

Nun auch 2021 hätten die körperlich in bester Form angetretenen Perser keine Chancen gegenüber Christian Racan und Andrej Mandic gehabt. Also warum, ihr Berichterstatter wurde sehr oft danach gefragt.
Nun die Verhältnisse sprachen eindeutig gegen den Iran, denn es wurde die Final Körperrunde mit der Verdopplung der Punkte nicht ins Programm genommen, daher ist natürlich die Posingrunde viel entscheidender geworden.

Da können die Irani gegenüber den Österreicher kaum mithalten, denn gerade in der Posingrunde sind Christian und Andrej von den Persern nicht zu schlagen.
Aziiz Moarefi und auch die anderen BB Kategorie Sieger des Iran verfügen keinesfalls über die Posingkünste der beiden 2020 Weltmeister aus Österreich.

Nun die Sache war also sehr klar, auch 2021 wären Christian und Andrej BB Weltmeister geworden.

Nun zu den Damen.

In den Juniorinnen Klassen hat es keine Österreicherin geschafft sich zu qualifizieren.
Es gibt weit und breit keine junge Dame in Österreich, die bei der WM hätte starten können.

Aber bei den Frauen war wie immer Andrijana Dabic (Wien) am Start.
Nun sie war wie immer im Finale bei noch nie gezählten 17 Teilnehmerinnen. Darunter 2 ehemalige Weltmeisterinnen, beide nicht in ihrer Weltmeister – Form vergangener Jahre. Nur für die Russin Natalia Bystrowa war das kein Problem. Sie ist sagenhafte 53 Jahre alt (Jahrgang 1968) und bezaubert die Wertungsrichter mit Ihrer Balettausbildung. Nur wirklich Muskeln hatte sie nicht all zu viele, aber sie entspricht vielleicht den vorgeschriebenen Regeln dieser Kategorie, denen Andi Dabic scheinbar diesmal nicht entsprach und man sie auf den 5.Platz verbannte. Eine wirkliche Begründung dieses 5.Platzes konnte man nicht erkennen, aber Weltklasse ist Andi Dabic noch jederzeit.

Nun zur zweiten Österreicherin, die sich in der Bikini-Fitness Klasse auf die Bühne wagte. Andreea Osvat (Stmk) ging in der Flut von 26 Teilnehmerinnen völlig unter. Neues Bikini, tadelloses Mac Up, gute Gesamtfarbe, ja warum Andrea nicht einmal unter die Top 10 gekommen ist, wer kann das schon wissen. Obwohl sie in ihrer Klasse „nur“ 4 Russinnen zu bekämpfen hatte – eine Ausnahme, denn in allen anderen Kategorien waren es 6 bis 8 Russinnen – kam Andrea nicht weiter, obwohl sie ihre Form von DC in Prag sehr wohl auf die Bühne brachte. Dort war sie Zweite und hier nicht in den Top 10.
Sie nahm es mit Humor!

    

Nun doch als Abschluss der Betrachtung der Österreichischen Leistungen noch die eine fehlende, nämlich die Leistung des Mixed Paares im Bodybuilding. Nebojsa Gokovic aus Tirol nahm es auf sich nach Wien zu fahren, um mit Andi Dabic ein Paarposing Programm ein zu studieren. Es gelang vorzüglich in der absolut zu kurzen Zeit. Der einzige schwache Punkt dieses Paares war der Größenunterschied. 163 cm und 190 cm  passen einfach nicht ganz zusammen.
Beide haben jedoch ein gutes Paar abgegeben und das Posingprogramm auch perfekt hinbekommen.
Der 4. Platz bei 11 Paaren war gut und angesichts der aus Zeitmangel „verdrehten Rules „ auch akzeptabel. Die fehlenden Wettkampfteile waren durchaus nicht zum Vorteil unseres Paares, die beide in guter körperlicher Form und eines schön gebrachten Posingprogrammes, mehr Aufmerksamkeit der Wertungsrichter benötigt hätten um ihre Qualitäten besser präsentieren zu können. Der Zeitmangel war überall zu Lasten der Athlet/Innen.

Womit wir bei den Schattenseiten dieser WM wären.

    

Es ist schwer zu entscheiden, wo und zu welchem Zeitpunkt man mit der Berichterstattung beginnen soll.
Also fangen wir beim Abwaage Tag an. Eine seltene Katastrophe, nein eine MEGA – Katastrophe.

Wann hat es das schon gegeben, dass gleich 4 aktive Teilnehmer wegen Erschöpfungszuständen ins Spital mit der Rettung gebracht werden mussten. Leider auch Adel Huseinovic (OÖ). Der fiel um und landete in der Blutlache einer vor ihm gestürzten Athletin, sodass wir alle glaubten er hat sich am Kopf verletzt.

Nein er wurde im Krankenhaus mit Infusionen versorgt und konnte am Abendessen teilnehmen.

Wir waren um 10:15 in Santa Susanna angekommen und waren dann alle erst um 19 Uhr im Hotel. Die Abwaage gestaltete sich doch etwas schneller, wie z.B.  bei der EM im Mai 2021. Nur 7 ½ Stunden warten auf die Zahlungskontrolle übertrifft die 5 ¼ Stunden der EM bei weitem. Bei 1300 Wettkampfteilnehmer und weiteren 700 Extra- und sonstigen Delegierten ergibt das eine Gesamtzahl von 2000 Personen, die da im Hotel Don Angel auf die Abwaage und die Hoteleinteilung warten mussten. Unser Hotel ein 4 Sterne Kasten so zirka 200m entfernt war sehr diskutabel. Die Küche erstklassig und auch für Diät wurde richtig gesorgt. Das Shuttle Service funktionierte wie bei der EM im Mai tadellos. Nur was soll man machen, wenn die Wettkämpfe an allen Tagen bis zirka 24 Uhr Mitternacht andauern und die Hotelküche um 21,30 Uhr Schluss macht? Da hilft nur hungern oder zu Mac Donalds bzw. Burger King schnellstens mit dem Shuttle Bus fahren, denn diese zwei Fastfood Ketten sperren dort auch um 1:00 Uhr. Na da wären wir also bei der Unmöglichkeit an 4 Tagen die kompletten Kategorien zeitgerecht unterzubringen.
Alle Altersklassen und alle Kategorien in einem Ort an 4 Tagen, nein das konnte nicht gut gehen und es ging nicht gut, denn Wettkämpfe gegen Mitternacht und die Athletinnen und Athleten müssen warten, warten, warten. Nein das sind keine Weltmeisterschaften, wie sie notwendig sind in einem großen Verband wie die IFBB.

Es hätte dringend noch ein weiterer Wettkampftag eingeschoben werden müssen.

Dass es in Santa Susanna einfach nicht möglich ist eine Organisation für die Bezahlung und Abwaage auf die Beine zu stellen stimmt traurig. Unsere lieben Kollegen aus Russland, die unter  „IFBB FLAG“ starten mussten und als >Bundeshymne< Tschaikovskys Klavierkonzert serviert bekamen, haben es stark übertrieben vor allem mit der Teilnahme ihrer Frauenriege. In allen Bikini-Fitness Kategorien 4 bis 8 Teilnehmerinnen, also es gibt keine WM + EM in allen anderen Sportarten, wo nicht Teilnehmer Beschränkung vorgeschrieben sind. Auch bei der Olympischen Sportart Nummer Eins, der Leichtathletik, dürfen pro Kategorie nur 3 Teilnehmer/Innen an den Start gehen. Die Bikini Klassen entwickeln sich zum Problem. Denn es ist jetzt schon eine 2 cm Regel, d.h. 158cm, 160cm 162cm etc. üblich Noch weiter geht es ja wohl nicht mehr, denn 158cm/159cm/ etc wäre ja wohl etwas lächerlich.
Nun es wird eine Teilnehme Begrenzung für die Zukunft geben müssen, denn so etwas wie 2021 im Herbst bei der WM ist einfach nicht diskutabel.

Nun der Wettkampfablauf.

Na das war vielleicht eine Pleite. Man kürzte aus Mangel an Zeit die Wettkampfabläufe. Es gab zum Beispiel keine Final Body Runde, wo die Body Summen verdoppelt werden. Es gab bei den Mixed Pairs die neu eingeführte Semi-Final Posing Runde nicht. Und so ging das weiter. Alles zu Lasten der Athlet/Innen, die sich manchmal über ihre Platzierung positiv und negativ gewundert haben. Natürlich verändert eine Umstellung der Wettkampfabläufe Verschiebungen in den Platzierungen, über die man sich nur wundern konnte. Und dann die Beginners!
Was um Gottes willen haben Neulinge bei einer Weltmeisterschaft zu suchen und Medaillen und ihre Bundeshymne bekommen.
Ihr Kolumnist hat keine Funktionäre aus zig verschiedenen Ländern gefunden, die sich nicht über diese Klasse gewundert hätten.

Geld ist nicht alles, schon gar nicht im Sport.

Dies ins Tagebuch der Weltmeisterschaften  in Santa Susanna Spanien anfangs November 2021.

Mario Volpe